In drei Worten kann ich alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe:
Es geht weiter!
© Robert Frost / Gesehen bei „Die Torffrau“ www.torffrau.de

Ein Vorteil von solchen digitalen Weihnachtsgrüßen ist: Es ist sehr spät möglich. In diesem Fall am 21.12.22. Und so konnte ich dieses Zitat aus der Weihnachtspost einer Kundin nutzen. Flexibel bleiben zahlt sich einfach oft aus.

Halt: Das ist doch schon eine der wichtigsten Erkenntnisse. „Flexibel musst du sein“! Stimmt – und ist auch nicht neu. In einem Ausblick der letzten Jahre habe ich mal die Metapher der „Wildwasserfahrt mit dem Rafting-Boot“ bemüht statt dem Schiff auf dem See. Mit der Aussage, das wir uns an diese Zeiten gewöhnen müssen. Zwischenzeitlich hatte ich dieses Jahr den Eindruck, diese Branche schwimmt ohne Boot im Wildwasser. Jedenfalls sind die größten Wellen derzeit überwunden und eine gewisse Zuversicht und Akzeptanz tritt ein….

Das Jahr geht also zu Ende: Ende gut -Alles gut? Sicher nicht, aber es geht weiter (s.o.)

Unsere Erkenntnisse und Schlussfolgerungen finden sich in 10 Punkten weiter unten.

Davor aber noch:
Generell habe ich seit einigen Wochen noch zwei völlig gegensätzliche, persönliche Gedanken im Kopf:

  1. Es muss alles schneller gehen – Zeit ist begrenzt
  2. Es muss deutlich langsamer gehen – wohl überlegt ans Ziel

Klingt das verrückt? Mir kommt es jedenfalls so vor. Auf der einen Seite ist Zeit einfach begrenzt. In Stunden, Tagen, Monaten und am Ende auch in Lebensjahren. Es muss also „vorwärts gehen“. Auf der anderen Seite ist eine genaue, bedachte Auswahl, die richtigen Ziele anpeilen und alle Konsequenzen bedenken auch wirklich wichtig und verhindert Fehlschläge.

Die (mir) bekannte Chefredakteurin Nicole Basel (Impulse) hat für sich eine überzeugende Lösung gefunden. Statt „guter Vorsätze“ nimmt Sie sich ein Motto für das nächste Jahr vor. Meins (und nach Rücksprache mit dem Team auch das von beyond-flora) wird:

Konsequent & Klar

Sicher braucht es etwas Erläuterung dazu: Konsequent bedeutet: Die Bretter auch „zu Ende bohren“ und nicht auf halbem Weg umdrehen. Leider passiert das, wenn man (ich) zu viele Ideen an den Start bringen möchte. Kein Problem für die Kunden, die haben es ja nie gesehen. Aber für unsere Ressourcen. Also ab sofort: Erst mehr nachdenken, dann schneller und klarer umsetzen. „Klar“ bedeutet handwerklich einwandfrei, aber eben auch sichtbar, transparent und logisch. Diese beiden Worte werden in 2023 also unserer besonderer Augenmerk sein.

Es ist großartig, was wir dieses Jahr mit und für unsere Kunden auf die Beine gestellt haben! Genießt die Feiertage in vollen Zügen und tankt Kraft für ein sicher spannendes neues Jahr 2023

Das beyond-flora Team sagt Danke!
Und ich (Rupert) muss mich vor allem auch bei diesem fantastischen Team bedanken! Ohne Euch wäre beyond-flora ja gar nicht „beyond“ und deshalb: Sind wir erst ab dem 9.1.2023 vollständig am Start.

Nun haben wir schon drei ungewöhnliche Jahre in Folge. Auch 2022 wird im Nachgang in vielen Dimensionen ein Wendejahr sein. Ob es Energie, das Ende einer langen Friedenszeit in Europa oder die Erkenntnis, dass Energie eben doch nicht einfach und immer aus dem Gashahn oder der Steckdose kommt. Ähnlich wie die Corona-Pandemie ist es so schon zu unzähligem Änderungen in unserem gewohntes Leben gekommen. Hier geht es aber über die Auswirkungen und Veränderungen für das Leben mit und für unsere Branche:

1.

Auch unsere Branche ist abhängig vom Kundenverhalten. 

Bis zum 24. Februar waren wir (wieder!) guter Dinge. Die Planungen mit unseren Kunden liefen gut, alles war trotz Corona-Beschränkungen gut auf Kurs. Aber an diesem Tag (nach einigen Wochen Säbelrasseln) brach der Krieg aus. Zunächst nur auf der Energiekostenseite und durch Ukrainische Flüchtlinge und Autos auf den Strassen (für mich) sichtbar. Und natürlich jeden Tag in den Medien.

Dann gab es massive Einbrüche auf dem Verkaufsmarkt. Ab Mitte Mai war allen klar: „Es läuft nichts, vor allem nicht im Topfpflanzensektor“. Und generell nicht im Konsum. Die Mengen sind für die Nachfrage viel zu hoch. Eine Vernichtungswelle in den großen Produktionen startete, die bis lange in den Sommer anhielt. Für Schnittblumen war die Lage in vielen Fällen weit besser. Der Kunde verschiebt seine Prioritäten. Jetzt war „Geld zusammen halten“ und „Urlaub“ weit oben auf der Agenda und nicht mehr „Garten“. Schon gar nicht größere Investitionen in Möbel, Hecken oder anderes rund ums Haus.

Die Erkenntnis: Die alte Regel „Gehts der Wirtschaft schlecht – ist es gut für den grünen Markt“ stimmt nur, wenn die Mengen passen. Oder anders: Zu hohe Mengen machen -immer- alles kaputt. Allerdings ist das auch eine alte Regel.

2.

Den Unterschied zwischen kurzfristigen Notwendigkeiten und langfristiger Strategie realisieren und aushalten.
Neben den Problemen der brutalen Marktschwäche geht oft die langfristige Strategie verloren. Das liegt daran, das die Branche kaum Ressourcen hat und die Verantwortung in den gleichen Händen liegt.

Aber wo liegt das Problem? Die nötigen Entscheidungen zur Sortimentsumstellungen, neue Preise, Alternativen bei Kunden, Energie etc. sind essentiell für das Fortbestehen. Auch wenn der saloppe Grundsatz bleibt „das man auf dem Weg dahin nicht Konkurs gehen darf“.

Es ist also enorm wichtig, sich Freiräume für das Denken in größeren Zeiträumen zu schaffen. Meist ist dafür ein räumlicher Abstand vom Betrieb eine gute Idee und / oder ein ganz anderes Umfeld. Wer das vernachlässigt, fährt sich häufig in den Gedanken fest und gefährdet so die langfristige Perspektive!

3.

Wir brauchen nicht (nur) Arbeitskräfte, wir brauchen „gute“ Mitstreiter
Es wird immer klarer. Es geht nicht nur um die Anzahl der fehlenden Mitarbeiter, sondern vor allem auch um die Qualität.

Hier braucht es eine richtige Kraftanstrengung. Das fängt in den Räumlichkeiten der Betriebe an und hört nicht bei der Ausbildungsordnung auf. Aus- und Weiterbildung muss dramatisch aufgewertet werden, bis Richtung „duales Studium“. Sonst werden wir zukünftig keine Führungskräfte mehr gewinnen. Schon jetzt sind faktisch die meisten Meister die Nachfolger, die einen Betrieb zu Hause haben. Für alle anderen kaum interessant! Die Berufsschulen etwas „aufhübschen“ reicht nicht. Zudem muss die ganze Ausbildung dringend digitalisiert werden. Zum einen, weil die Präsenz kaum noch zu leisten ist mit kleinen Ausbildungszahlen, zum anderen weil es einfach zeitgerecht sein muss, um attraktiv zu sein.

4.

Wir (als Branche) haben die Kunden nicht gewonnen, noch lange nicht!
Dieser Satz „Wir haben die Kunden (in 2020-2021) für uns gewonnen“ aus den deutschen Verbänden ist aus meiner Sicht eine -leider- fatale Fehleinschätzung! Sie konnten mangels Alternativen oft gar nicht anders. Unsere Geschäfte waren offen (andere nicht), die Kinder mussten beschäftigt werden und Zuhause bleiben führte zum absoluten Fokus auf das eigene Heim. Das hat nichts mit Begeisterung und Treue zu tun, sondern mit dem Mangel an Alternativen. Wie 2022 an den Flughäfen sehr sichtbar wurde. Natürlich gibt so viele, die den Garten, den Balkon und die Fensterbank neu entdeckt haben und lieben! Jetzt gilt es, dran bleiben! Kunden müssen vom Einkauf UND dem Ergebnis begeistert sein. Dann können wir einen Meilenstein für die nächsten Jahre schaffen. (Das haben wir übrigens weitgehend in 2020 auch so geschrieben). Wir haben nach wie vor die Aufgabe, diese Kunden noch zu Fans zu machen. In den ersten Jahren haben wir Sie höchstens wie einen Lottogewinn gewonnen.

5.

Denken in Szenarien gibt eine gute Struktur!
Im Sommer kamen die Diskussionen auf, ob überhaupt Energie für den Zierpflanzenbau zur Verfügung steht. Hier hilft das Denken in verschiedenen Szenarien: Was bedeutet es für Kunden? Was für den Markt und was für denBetrieb, wenn wir jeweils diese drei Varianten durchspielen:

  1. Krieg ist vorbei, die Energie wieder gut (günstig) verfügbar
  2. Es bleibt wie es ist – teuer und nur begrenzte Energie und Kaufkraft
  3. Es gibt keine Energie und Einschränkungen für die Bevölkerung

So hart es klingt: So konnten wir konkrete Pläne und Empfehlungen mit den Betrieben ausarbeiten. Und das hat allen geholfen. Bekanntlich sind wir derzeit in der „Mitte gelandet“.

6.

Finde Gleichgesinnte, nicht Leidensgenossen.
In den letzten Jahren gibt es ein Comeback von Kooperationen. Weil wir hier gute Erfahrungen und Erfolge haben, werden wir häufiger gefragt um Rat und Tat. Ein gutes Beispiel ist sicher PlusPlants plusplants.de . Seit über 10 Jahren unter unserer Regie aktiv und einzige überregionale, nachhaltige Gärtnergruppe mit dieser Ausrichtung.

Warum ist das so selten? Weil hier Gleichgesinnte gemeinsame Ziele verfolgen. Das ganze neutral moderiert und übrigens ohne jegliche öffentliche Förderung(!). Vielleicht verrückt? Oder macht genau das einen Teil des Unterschiedes, nicht nach fremden Geldern zu schauen? Sorgsam das eigene Geld einzusetzen und so auch automatisch auf Wirksamkeit zu achten? Wir denken, es ist die Summe vieler Details. Aber wichtig sind gemeinsame Ziele nach vorne und ständige Weiterentwicklung. Nicht der Blick zurück.

7.

Höre dir alle an, nicht nur die lauten Stimmen. 
Wer nur die lauten hört, kommt zwar schneller zu Entscheidungen, ignoriert aber oft die leisen Zwischentöne. Genauso oft gibt es eine schweigende Mehrheit. Die meint, es läuft auch weiter ohne den eigenen Kommentar und das jemand anderes es schon richten wird.

Das stimmt leider immer seltener. Egal ob im Großen oder im Kleinen. Also: melde dich zu Wort! Und wenn du was zu sagen hast, frag nach, bei allen! Hör nicht nur auf die, die sowieso immer was zu sagen haben. Hilf in der Gesellschaft, in der Branche aber vor allem auch in deinem Team.

8.

Behalten wir uns unsere Neugier!
Ja, was soll das sein? Wieder „Alter Wein in neuen Schläuchen….“? Egal ob es um nachhaltige Töpfe, Erden oder Verkaufskonzepte geht. Jeder kennt die Sprüche. Viele winken bei „Neuem“ ab – in unserer Branche besonders. Und in Deutschland sowieso noch mehr. Mit jedem Achselzucken entfernen wir uns von einer guten Zukunft ein kleines Stück mehr. Natürlich gibt es Sachen, die nicht funktionieren (werden). Auch ich stehe oft kopfschüttelnd vor Ideen, dehnen ich keine Chance gebe. Trotzdem, irgendetwas ist immer dran und wenn es der Wunsch der Kunden oder der Gesellschaft ist. Andere Länder und Kulturen sind uns da weit voraus. Kann man im Handel oft in den USA erleben oder auch z.B. in den Niederlanden oder Skandinavien. Mit dem schönen Nebeneffekt: Die Trends stehen dort schon zwei bis fünf Jahre bevor Sie hier wichtig werden. Deswegen sind wir so viel in diesen Ländern – nicht nur, weil es Spaß macht 😉

9.

Vermissen tun wir erst, wenn es weg ist.
In vielen Fällen kommen die alten Rituale und Konzepte der Veranstalter wieder zum Vorschein. Zunächst kein Problem. Echte Treffen bereichern, auch Messen bringen die Branche wieder zusammen. Trotzdem, wenn ich dann höre „die Branche hat nicht verstanden, wie wichtig XY ist“, werde ich nachdenklich. Natürlich (siehe Punkt 7) ist die Branche oft konservativ. Aber ist es hier nicht Aufgabe zu erklären und attraktiv nach vorne zu denken? Es ist doch völlig klar, das wir uns mit der Verkleinerung der Branche z. B. nicht den Umfang an Verbänden weiter leisten können. Auch nicht, weil das Ehrenamt in der Menge nicht zur Verfügung steht. Trotzdem, wer heute im Verband nicht mitmacht, darf sich morgen nicht beschweren, wenn er keine Fürsprecher und Ansprechpartner mehr hat. Auf der anderen Seit ist es Aufgabe der Branchenorganisationen für echten Mehrwert zu sorgen. Oft (auch) nicht der Fall oder nicht erkennbar. Wir sollten also zweimal überlegen, ob wir Strukturen auslaufen lassen oder lieber reformieren!

10.

Unsere Produkte bleiben etwas besonderes! Und wichtig für die Menschen und in unserer Kultur…
Hier ist nicht der „Wunsch Vater des Gedanken“. Nein, es stimmt definitiv. Verschenk doch einfach mal selber wieder Blumen oder Pflanzen und achte auf das Strahlen der Beschenkten. Die  allergrösste Mehrzahl mag unsere Blumen und Pflanzen! Deshalb sollten wir auch selber wieder mehr damit arbeiten und uns viel mit Blumen umgeben.

Was denkst du über 2022 und was hast du gelernt? Lass es mich wissen, damit wir gemeinsam besser und schneller unsere Ziele und Wünsche umsetzen können!

Noch einige Tipps für die Feiertage und drumherum:

Für die, die es nicht lassen können:

Ich lese gerade das Buch: ON THE WAY TO NEW WORK.
Wer sich für alternative und neue Arbeitswelten / Denkmodelle / Innovationen interessiert, ist hier richtig!
Das Buch ist nach über 300 Podcast-Folgen mit gleichem Titel erschienen. Hier gibt es alle Infos zu den beiden Podcastern und allen Folgen.  Keine Angst, es ist alles auf Deutsch, die beiden sind aus Kiel.

Wenn Du ne Auszeit brauchst und gute Laune:
Geh zu YouTube und schau Live-Auftritte von Konzerten oder ähnliches an. Vielleicht etwas rockig-festlich? Hier gibt es eine Zusammenfassung von Covern von und mit John Miles (der 12.2021 verstorben ist)

Was du in jedem Fall machen solltest:
Nimm dir Zeit, um das Jahr gebührend zu verabschieden und in Ruhe das Neue zu beginnen! Für dich, für uns, für deine Lieben…

Und nächstes Jahr sehen wir uns wieder!

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