Neuheiten im Gartenbau

Das Salz in der Suppe – oder immer wieder alles versalzen?

Trotz Pandemie, die Maschinerie der Jungpflanzen-Züchter und Unternehmen läuft auf Hochtouren.

Trotz Absage der Flowertrials 2021 haben faktisch fast alle Betriebe offen. Mit vereinbarten Terminen empfangen Sie Ihre Kunden und Interessenten. So waren auch wir unterwegs und konnten viele, vielleicht auch zu viele „neue“ Produkte anschauen und beurteilen. Aus unserer Sicht gibt es zwei Kategorien von Neuheiten:

Verbesserung: Hier wird eine bekannte Sorte verbessert, oder auch abgelöst. Für den Endkunden gibt es optisch erstmal keinen sichtbaren Unterschied. Aber die Pflanze hält vielleicht besser, die Kultur ist einfacher oder ist (hoffentlich) mit weniger Pflanzenschutzmitteln möglich
Wirklich NEU: Es gibt eine Pflanze, die der Markt bisher nicht kennt! Seih es mit einer anderen Blüte, Wuchsform oder Spezies

Ganz ehrlich: Wir kümmern uns ausschließlich um die zweite Kategorie! Es ist wichtig, im Kulturprogramm aktuelle Sorten zu verwenden. Oft macht das wichtige Unterschiede in der Wirtschaftlichkeit.

Für den Markt und Kunden kann nur die Kategorie Zwei der „Gamechanger“ sein. Wie geht man daran, wenn ein solches Produkt ansteht? Nimmt man es auf, testet man erstmal? Mit welcher Menge? In Kurzform wären das unsere Entscheidungskriterien. Je mehr dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, umso wichtiger ist die Aufnahme für den Betrieb:

Es passt in mein Portfolio und in meine Zeiträume: Nur eine einzige neue Staude, wenn keine weiteren im Sortiment sind, macht oft Probleme im Verkauf
Es ist für meine bestehenden Kunden interessant: Neues Produkt und eine neue Kundengruppe zu suchen ist oft komplex und gelingt nicht immer schnell genug
Es ist nicht nur „Marketing“: Das dürften wir vielleicht nicht schreiben… Aber: Zu oft gibt es tolle Konzepte, die Pflanze dahinter ist aber ein Blender (kein Erfolg beim Kunden) oder ist ein alter Hut. Kann klappen, geht aber oft schief
Es kommt direkt aus verschiedenen Herkünften: Das führt oft zum direkten Preisverfall und „es steht an jeder Ecke“
Mit dem neuen Produkt ist eine Profilierung beim Kunden möglich: Das bedeutet, die Neuheit ist nicht überall verfügbar und bringt den Kunden zum Gärtner
Das Produkt gefällt einem selber inkl. dem Team
Die Sorte ist geschützt, ein unkontrollierter Anbau untersagt
Es gibt schon Kulturerfahrungen in der eigenen Region

Sicher wird es kaum Sorten geben, wo alle Fragen mit „Ja“ beantwortet werden können UND die zusätzlich unfassbar Neu sind. Aber wenn nicht wenigstens die Hälfte positiv beantwortet werden kann, wird es schwierig…

Und dann stellt sich die Mengen-Frage: Wie viele werden getestet? Bei unserer Beratung stellen wir immer wieder fest, und zwar seit Jahrzehnten(!), dass Kleinstmengen Unsinn sind. Zum einen bekommen Sie kaum Beachtung im Betrieb, zum anderen bringen Tests ohne einen anschliessenden Test bei Kunden und Vermarktung überhaupt nichts bzw. die Tests sind einfach unvollständig. Wenn möglich immer mit Mengen arbeiten, die auch an alle relevanten Kunden zum Verkauftest gegeben werden können. Guter Nebeneffekt: Auch das Team kümmert sich gut um die Kultur, wenn es nicht nur ein kleiner Streifen am Rand ist.

Wichtig ist auch der Zeitpunkt. Immer in der wirklich angedachten Zeit testen. Zum Beispiel macht ein Sortentest einer karierten Geranie ausserhalb der Beet- und Balkonzeit einfach keinen Sinn. Zumindest nicht, wenn es um das Feedback des Kunden geht.

Wenn der Verkauf in Reichweite kommt, dann ist eins kriegsentscheidend: das Kunden / Einkäufer das Produkt gut vorgestellt bekommen. Mit Verpackung, Marktfähigkeit und mit allen weiteren Informationen – sowie mit einem gesunden Preis versehen. Es gilt eben der alte Händlerspruch „Konditionen werden immer am Anfang versaut“. Ein niedriger Preis führt zu einer falschen Preisbildung der nicht ehrlich ist. Und vor allem führt er zu dem Satz des Einkäufern. „Da machen wir nächstes Jahr richtig Menge, aber der Preis muss noch runter“.

Und hier noch eine letzte Erfahrung: Testen und Neues probieren ist entscheidend für die Produktion. Auch wenn nur jedes zehnte Produkt ein Treffer wird, wer nur fünf probiert, landet meistens keine Treffer. Daher ist es wichtig, immer und immer wieder Neues auszuwählen für Innovationen zu sorgen. Wir sehen das klar als Baustein innovativer, zukunftsorientierter Betriebe. Wir unterstützen unsere Kunden gerne bei der Einschätzung der Neuheiten und natürlich mit Marketing und Ideen.